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"Schauen sie zuerst in das Wohnzimmer und nicht in das Schlafzimmer!"

Es geht jetzt, zwischen den beiden Synoden, um einen echten Perspektivenwechsel, wie ihn schon "Evangelii gaudium" für die gesamte Kirche anpeilt. Kardinal Schönborn spricht in einem Interview von einer "als Expertin geladenen Teilnehmerin" der Synode, die gesagt habe: "Liebe Herren Bischöfe, schauen sie zuerst in das Wohnzimmer und nicht in das Schlafzimmer. Mit dieser spitzen Formulierung hat sie zu Recht angesprochen, dass es eine Perspektivenveränderung braucht. In der Tat ist in der Kirche oft zu viel über Sexualität gesprochen worden und zu wenig über Beziehung. Ich stelle dabei fest, dass obwohl wir uns vom Zeitgeist abgrenzen wollen, wir vom Zeitgeist abhängig sind. Das 'Thema Nummer eins' beherrscht alles. […] Schon Papst Benedikt hat da etwas verändert. Ich erinnere mich an den Weltjugendtag in Köln, wo er das Thema einfach einmal weggelassen hat. Stattdessen hat er gesagt: Das Christentum ist nicht zuerst Moral, sondern Beziehung, Freundschaft mit Jesus.“(aus: Gegen das Süßholzraspeln. Ein Gespräch mit Kardinal Christoph Schönborn über die Familiensynoden, in: HerKorr 68 (2014))

Dieses Zitat aus den „Stimmen der Zeit“ fasst wohl gut zusammen, was viele Christen in den Gemeinden landauf landab wahrnehmen: Die Kirche mit ihrer Morallehre wird von vielen Menschen für das Ehe- und Familienleben nicht ernst genommen. Das hat vielfältige Gründe: Es gibt eine tiefe Kluft zwischen dem kirchlichen Lehramt und der Lebenspraxis von vielen Ehepaaren und Familien, viele können die kirchliche Lehre zu Sexualität, Verhütung, Scheidung, Homosexualität schlicht und einfach nicht verstehen und nach vollziehen.

Dass dieses bei der vergangenen außerordentliche Synode im Oktober 2014 mit einem vorherigen Fragebogen jetzt auch bei den Debatten der Bischöfen angekommen ist und auch auf dem besonderen Wunsch von Papst Franziskus offen diskutiert wurde, ist das Neue und Hoffnungsvolle für alle zukünftigen Synoden und die Kirche als Ganzes. Dass diese neue Offenheit natürlich auch zu Spannungen führen kann ist für den Papst nicht schlimm, weil es ein solidarischer Weg, ein gemeinsames Gehen (wörtliche Übersetzung des Begriffes „Synode“) war. Er führt es aus in seiner Ansprache zum Abschluss der Dritten Außerordentlichen Bischofssynode: „Das ist Kirche […]. Sie beobachtet die Menschheit nicht aus einer Burg aus Glas, um die Menschen zu klassifizieren oder zu richten. Das ist die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche, die aus Sündern besteht, die Seine Barmherzigkeit brauchen." .. "Und wenn die Kirche, in der Verschiedenheit ihrer Charismen, sich gemeinschaftlich ausdrückt, dann kann sie nicht irren“ (veröffentlicht in der Arbeitshilfe Nr. 273 der Deutschen Bischofskonferenz: Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung 24.11.2014)

Dazu gab es jetzt noch einmal die Aufforderung an die Ortskirchen sich mit einem Fragebogen, der sich auf den Schlusstext der Außerordentlichen Bischofsversammlung von 2014 bezog, zu Wort zu melden. Bezugnehmend auf die Abschlusstexte waren noch einmal alle Gläubigen eingeladen ihre Sicht zu Ehe und Familie und den Fragen und Problemen dazu Stellung zu nehmen, was sie von der Kirche erwarten und welche guten Erfahrungen sie bereits damit gemacht haben. Auch in unserer Diözese konnte der Fragebogen online abgerufen werden und ausgefüllt werden. An den Rückläufen wird man sehen, ob den Bischöfen zugetraut wird, dass sie den Perpektivenwechsel ernst meinen. Auf der anderen Seite gibt es in unserem Raum von der Kirche schon seit Jahrzehnten Angebote wie EPL und KEK. Kommunikationskurse, die die Beziehungsfähigkeit der Paare unterstützen und inzwischen auch auf die Jahre hin evaluiert wurden. Zuerst waren sie als ehevorbereitende Maßnahmen gedacht. Inzwischen können die Kurse für alle Paare gebucht werden. Infos dazu unter www.familienbund-wuerzburg.de/angebote-zielgruppen/gespr--chstraining/

Neben Kardinal Reinhard Marx hat auch die Eheberaterin Ute Eberl aus Berlin an der Synode im Herbst 2014 teilgenommen. Wie sehr sie die Synode bewegt hat drückt sie in folgenden Sätzen aus: „Eine Kirche, die für die Menschen da sein will, die bückt sich. Die bückt sich, um die Lebenswirklichkeiten wahrzunehmen - und schaut nicht zuerst mit der Brille des Kirchenrechts. Das hat nichts damit zu tun, 'die Melodie der Welt' nachzupfeifen, das hat damit zu tun, bei den Menschen zu sein. Vielleicht macht eine Kirche, die dient, manchmal auch Fehler in ihrem pastoralen Engagement. Aber wer dient, der hat auch keine weiße Weste an, sondern der trägt eine Schürze. Das kann man nachlesen im Evangelium von der Fußwaschung, da hat Jesus auch eine Schürze getragen.“ (KNA-Interview zum Abschluss der Synode, dokumentiert auf der Seite www.dbk.de)

Dass diese dienende Kirche in Afrika vielleicht einen anderen Blick auf Ehe und Familie werfen muss, als bei uns hier in Europa oder Deutschland ist wohl allen klar. Auch von daher darf man gespannt sein, was für Überraschungen bei der XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode vom 4. - 25. Oktober 2015 unter dem Thema „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“ mit sich bringt.